Matthias Hollweck im Interview: Bodybuilding, Pro Card und Ziele (2025)

Matthias Hollweck ist mit inzwischen 33 Jahren für heutige Verhältnisse recht spät Profi geworden, obwohl er bereits mehr als die Hälfte seines Lebens am Eisen trainiert. Letzteres mag jedoch auch der Grund sein, dass Holle sich in seinen ersten Wettkämpfen auf der internationalen Bühne bereits gut behaupten konnte. Im Interview erklärt der IFBB Pro, wie sein Verhältnis zum Bodybuilding ist, welche Bedeutung sein Coach Manuel Bauer für ihn hat und wann Fans Matthias Hollweck erneut auf der Bühne erwarten dürfen.Hallo Holle, gleich als erste: Wie bist du zum Bodybuilding gekommen?Ich hatte mit Bodybuilding eigentlich null am Hut, war ein das Musterbeispiel eines Nerds.

Matthias Hollweck ist mit inzwischen 33 Jahren für heutige Verhältnisse recht spät Profi geworden, obwohl er bereits mehr als die Hälfte seines Lebens am Eisen trainiert. Letzteres mag jedoch auch der Grund sein, dass Holle sich in seinen ersten Wettkämpfen auf der internationalen Bühne bereits gut behaupten konnte. Im Interview erklärt der IFBB Pro, wie sein Verhältnis zum Bodybuilding ist, welche Bedeutung sein Coach Manuel Bauer für ihn hat und wann Fans Matthias Hollweck erneut auf der Bühne erwarten dürfen.Matthias Hollweck im Interview: Bodybuilding, Pro Card und Ziele (2)

Hallo Holle, gleich als erste: Wie bist du zum Bodybuilding gekommen?

Ich hatte mit Bodybuilding eigentlich null am Hut, war ein das Musterbeispiel eines Nerds. Ich bin zu Yu-Gi-Oh-Karten-Turnieren gegangen, habe Nintendo und Playstation gezockt und ansonsten versucht, in der Gesellschaft anzukommen. Ein damaliger Schulfreund hat mich dann dazu gedrängt, mit ihm in ein Fitnessstudio zu gehen. So nach dem Motto: „Komm, wir trainieren uns einen Sixpack an, damit die Mädels im Freibad etwas sehen können“.

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Drei Monate später hatte ich ohne jegliches Wissen mehr Fortschritte gemacht als mein Kollege, der seit über eineinhalb Jahren trainiert hat. Während er immer weniger ins Gym ging, hatte ich Blut geleckt und bin teilweise zweimal am Tag gegangen, einfach weil es so viel Spaß gemacht hatte. Das erste Mal war ich allein und dennoch zu Hause.

Mit der Zeit hat man sich mehr und mehr reingefuchst, Zeitschriften gelesen und eines Tages sind dann die Trainer und andere richtige Bodybuilder auf mich zugekommen und haben mich gefragt, was ich nehme. Meine Antwort lautete: „Kre-Alkalyn, Eiweißpulver und Magerquark.“ Das war’s.

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Irgendwann meinten sie: „Hey, mach doch mal bei einem BB-Wettkampf mit, nur zum Spaß – wäre schade, wenn man mit so einem Potenzial nichts draus macht.“ So ging sie dann los, die Reise. Man könnte auch sagen, erst dann ging es richtig los. Das waren noch die Zeiten von Jay Cutler und Ronnie Coleman.

Gab es damals oder heute sportliche Vorbilder?

Die Vorbilder im Sport (oder auch generell) richten sich bei mir nicht nach ihrer Platzierung oder Optik, sondern dem Charakter und der Geschichte, die sich damit in Verbindung bringt. Sie wechseln also auch.

Aber die Vorbilder, die es bereits lange sind, und die ich inzwischen auch als Freunde bezeichnen darf, sind Manuel Bauer, Roland Cziurlok, Sepp Maurer und Tim Budesheim.

Du bist 2023 Profi geworden…

…hattest Bodybuilding aber schon früher ambitioniert betrieben. Wie kann man den sportlichen Weg von Matthias Hollweck beschreiben?

Ich würde sagen, von Emotionen getrieben. Anfangs war es einfach nur Spaß und Freude an dem Training selbst.

Dann gab es eine Phase, in der ich mir eintrichtern ließ, dass ich das Ganze nicht mehr bräuchte. Das war so 2017, als ich Deutscher Meister wurde. Gedanklich war ich an dem Punkt, dass man aufhören solle, wenn es am schönsten ist. Wirklich aufgehört hatte ich aber nie.

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In der Corona-Zeit kam in mir dann die Frage auf, was ich jetzt wirklich gern mache. Mein damaliger Chef hatte immer gesagt: „Du musst für etwas brennen, Matthias.“ Und das ist Bodybuilding.See AlsoSo geht es der Bodybuilder-Legende Ronnie Coleman heute -Ronnie Coleman - Profil, Lebenslauf und Errungenschaften | Muscle LabRonnie Coleman Heute: Der Legendäre Bodybuilder und Sein Leben Nach Der Bühne - welt biosWhat Happened to Ronnie Coleman? - The BarbellMatthias Hollweck im Interview: Bodybuilding, Pro Card und Ziele (6)

Im Jahr 2022 war dann der erste Comeback-Versuch, der sich durch viel privaten Stress und auch allgemein Druck schnell verabschiedete. Ein Jahr später gelang mir aber der nächste Schritt und ich holte die Pro Card.

Wie war es, Profi geworden zu sein?

Also die ersten Eindrücke der Pro-League waren schon sehr geil. Es macht einen Schnipp und plötzlich hast du so was wie eine Profi-Lizenz, mit der du das ganze Jahr starten kannst. Du hockst im Pro-Meeting mit Athleten, die du selbst seit Jahren verfolgst, und stellst dann Backstage hinter der Bühne fest, dass sie allesamt schwer in Ordnung sind.

Auch so kleine Dinge wie das Personal, das dich kurz vor dem Bühnenauftritt abcheckt, ob das Öl gleichmäßig verteilt ist. Das macht schon einen gewissen Eindruck auf einen.

Warum warst du zunächst Open Bodybuilding…

…dann in der Classic Physique und schließlich doch wieder im Open Bodybuilding gestartet?

Das Springen zwischen den Klassen hatte mehrere Gründe: Vom Gewicht her war ich genau an der oberen Grenze zur Classic Physique, was auch der Plan war. Ursprünglich lautete das Ziel, mit einem ausgeglichenen Körper möglichst schnell eine Qualifikation für den Mr. Olympia zu holen.

In Mailand, wo ich die Pro-Card erworben hatte, war am Folgetag allerdings nur ein Pro-Wettkampf im Open Bodybuilding, wo dann auch mein Debüt gefeiert wurde.

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Und zukünftig?

Beide Klassen haben ihren Charme, aber ich dachte mir, ich will aus einem schwer beschreibbaren Grund etwas anderes machen. Meine eigenen Fußstapfen hinterlassen. Ich möchte mir nicht so etwas nachsagen lassen, wie: „Der sieht aus wie…“ oder „Der neue …. Killer“.

Also warum nicht das Posing und den Stil der Classic in die Offene rübernehmen? Das Problem in der Classic wäre, dass bei mir keine Veränderung mehr stattfinden würde. Im Open ist dagegen alles „offen“. Der Gewichtsunterschied zwischen der Saison 2023 und 2024 betrug beispielsweise ca. 7,5 Kilogramm.

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Nach Prag hatte dich auch die internationale Presse auf dem Schirm.

Gleichzeitig gab es in Spanien ein anderes Teilnehmerfeld, was die Körpertypen betrifft, und die Judges setzten beispielsweise Marcello Horse wieder vor dich, nachdem du ihn in Prag schlagen konntest. Wie siehst du die aktuelle Saison rückblickend?

Also ich hatte das schon vermutet, bevor die Wettkämpfe in Prag begonnen hatten. Die Jury konnte mich eventuell schwerer abwerten, wenn jemand wie Cbum ins Finale kommt. Anderer Richter sagen vielleicht, dass der 3D-Look in der Offenen viel wichtiger ist. Also mehr Gewicht mehr Fleisch.

Das war uns nebenbei bemerkt auch bewusst. Man konnte gegenüber den Fleischbergen nur herausstechen, wenn die Form dementsprechend gut war.See AlsoRonnie Coleman: The Life and Legacy of the Greatest Bodybuilder of All Time - Tikkay Khan

Insgesamt bin ich sehr zufrieden, die Form war immer super. Am Ende ist es das Wichtigste, dass man sich nichts vorzuwerfen braucht.

Und wie soll es weitergehen?

Dadurch, dass ALLE Judges gesagt haben „Du benötigst noch mehr Masse!“ ist es sinnvoll, Anfang des Jahres wieder voll in den Aufbau zu gehen. Der benötigt einfach Zeit, wenn die Qualität nicht darunter leiden soll.

Daher kann ich da leider noch nichts Genaueres sagen. Wahrscheinlich werde ich frühestens in der Herbstsaison 2025 wieder auf der Bühne stehen. Genaueres muss ich aber noch mit Manuel besprechen.

Du hattest bei den Wettkämpfen in dieser Saison eine auffallend gute Kür präsentiert

Nicht wenige Athleten werden durch mangelnde Kreativität oder Beweglichkeit eingeschränkt, zumal diese im Profi-Bodybuilding nicht mehr gewertet wird. Wie stehst du dazu und welchen Aufwand betreibst du für diese?

Die Kür ist für mich persönlich das Wichtigste am ganzen Wettkampf. Das ist der Moment, in dem du die Show für deine Fans und die Zuschauer machst.

Das ist der Moment, in dem du mit deinem Song zeigen kannst, wer du bist. Man kann Geschichten und Emotionen an die Menschen übertragen – ähnlich wie bei einem Live-Konzert.

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Entsprechen braucht die Kür auf alle Fälle lange, bis sie fertig ist. Ich arbeite daran mindestens ein halbes Jahr. Größtenteils mache ich das mit meinen Jungs im Gym jeden Sonntag, wenn es zeitlich passt. Dieses Jahr habe ich mir noch zusätzlich professionelle Hilfe geholt, um einen wenig neuen Input zu bekommen.

Mit Manuel Bauer hast du einen der besten deutschen Coaches an deiner Seite

Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Manuel und ich kennen uns schon seit 2012. Ich habe mich allerdings nie getraut, ihn zu fragen. Es hat zehn Jahre gedauert und er hatte auf Anhieb zugesagt.

Dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil mittlerweile auch eine enge Freundschaft entstanden ist, in der es nicht immer nur um Bodybuilding geht.

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Wie kann man sich die Betreuung vorstellen?

Was machst du allein? Wo begibst du dich gänzlich in die Hände von Manuel?

Also wir haben es eigentlich immer so gemacht, dass Manuel mir in Form von Ernährungsplänen, Kalorienreduktion bzw. Erhöhung etc. die Leitplanken gestellt hat, in denen ich mich bewegen darf.

Wenn er beispielsweise mal 250 Gramm Rind reingeschrieben hat, habe ich es stillschweigend auf Pute geändert. Im Hinblick auf Training frage ich Manuel immer, wie man welchen Muskel mit welcher Übung am besten beanspruchen kann.

Ansonsten mache ich mein Training rein intuitiv. Mir wird immer angekreidet, dass ich nicht hart trainiere. Aber das führte in der Vergangenheit auch dazu, dass bis auf ein paar miese Ausrutscher verletzungsfrei blieb.

Die letzten Wochen vor dem Wettkampf ist es dann noch einmal etwas anders. Da begebe ich mich komplett in die Hände von Manuel.

Welchen zeitlichen Aufwand betreibst du für das Profi-Bodybuilding?

Einen viel zu Großen. Seitdem ich Anfang Januar selbstständig geworden bin, dreht sich 24/7 alles um Bodybuilding.

Manch einer würde fragen: „Hast du überhaupt ein Leben?“ Das ist aber letztlich ein ganz anderes Level. Man macht sich von Tag 1 an Druck, dem Ganzen gerecht zu werden. Der Kopf sagt einem: „Du MUSST dann abliefern.“

Das versteht man erst, wenn man selbst diesen Weg geht. Wenn Geld, Druck und Leistung mit im Spiel sind. Ich bin ein Mensch, wie jeder andere auch. Ich habe viele andere Hobbys, liebe es, mit Freunden was zu unternehmen, genieße Essen und Urlaub. – Das alles musste dieses Jahr hinten anstehen.

Daher lechze ich gerade danach, endlich wieder sozialen Kontakt mit meinem Inner Circle aufzunehmen. Das sind die Leute, die mir auch während der Prep beistehen.

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Gibt es Dinge, mit denen du aus sportlicher Perspektive in früheren Jahren Zeit verschwendet hattest?

Absolut. Im Jahr 2007 gab es aber auch bislang nicht die Möglichkeiten, wie es heutzutage der Fall ist. Es lag aber genauso an mir selbst.

Von 16 bis 20 und dann auch ein paar Jahre später hatte ich keine Ambitionen, was die Zukunft angeht. Ich hatte einfach von Tag zu Tag gelebt und das gemacht, woran ich Spaß hatte. Rückblickend war das alles wertvolle Zeit, die ich auch anders hätte investieren können.

Wie ging es nach dieser Saison weiter?

Jetzt, aktuell, wenn wir sprechen, bin ich krank, also leider gar nicht. Wie bei anderen Athleten auch hat es mich nach der Wettkampfsaison ein wenig umgehauen.

Ansonsten ist noch der Abschluss des Detox angesagt. Also Fleischkonsum minimieren, viel Obst und Gemüse essen. Auch gern mal ein paar feine Sachen wie Brot oder Milchprodukte futtern.

Und da die Weihnachtszeit ansteht, natürlich auch ein Haufen leckere Kalorienbomber. Im Januar werden dann mal die Blutwerte überprüft und dann schauen wir weiter.

Titelbild: Instagram

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